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2024 | Buch

Lernziele und Kompetenzen im Bereich Nachhaltigkeit

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Über dieses Buch

Das Buch zeigt Ihnen, wie sich Lernziele und Kompetenzen im Bereich Nachhaltigkeit ergänzen und hilft, die komplexe und vernetzte Natur der Nachhaltigkeit besser zu verstehen, und die damit verbundenen Herausforderungen zu erkennen und anzugehen. Dazu gehört auch die Vermittlung von Kenntnissen über die verschiedenen Aspekte der Nachhaltigkeit, wie z. B. ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte, sowie deren Wechselwirkung miteinander. Darüber hinaus zeigt das Buch auf, wie Sie die möglichen Auswirkungen von Entscheidungen und Maßnahmen auf die Nachhaltigkeit einschätzen und bewerten können.

Das Buch beschreibt die Zusammenhänge zwischen Nachhaltigkeit und Lernen. Es wird erörtert, wie Bildung und Lernen im Bereich der Nachhaltigkeit uns helfen können, die natürliche Welt und unsere Beziehung zu ihr zu verstehen und bessere Entscheidungen zu treffen, um unser Leben und die Umwelt zu verbessern. Es untersucht auch die Rolle von Technologie und Bildung im Bereich der Nachhaltigkeit und erkundet, wie Nachhaltigkeit in den Unterricht und das Lernen integriert werden kann.

Schließlich enthält das Buch praktische Ratschläge zur Schaffung eines nachhaltigen Lernumfelds und zur Anwendung von Nachhaltigkeit in der Hochschulbildung und in den unteren Bildungsstufen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Der Teaching-Research-Practice Nexus als Implementierungsrahmen für Klimaschutz am Beispiel der Hochschule Magdeburg-Stendal
Zusammenfassung
Im Rahmen der Hochschulbildung betrachtet der Teaching-Research-Practice Nexus (TRPN) eine gleichberechtigte Verknüpfung der Bereiche Lehre, Forschung und Praxis, um durch einen ganzheitlichen Rahmen Nachhaltigkeit in der angewandten Lehre zu erreichen. Angesichts der zu erwartenden Folgen der globalen Klimakrise ist ein entschlossenes Handeln der Gesellschaft und ihrer Institutionen zur Wahrnehmung der gesellschaftlichen und regionalen Verantwortung nötig. Dies kann im besten Fall einen Innovationsschub ermöglichen. Für die Implementierung des TRPN bieten Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW), wie die Hochschule Magdeburg-Stendal (h2), optimale Voraussetzungen. Die h2 ist mit der Anwendung des TRPN Teil des Innovationssystems und positioniert sich für den Klimaschutz sowie eine zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklung. Der Beitrag illustriert am Beispiel der h2, wie unter Anwendung des TRPN Klimaschutz, Klimaanpassung und Nachhaltigkeit in Lehre, Forschung und Praxis implementiert werden. Dies betrifft in der Lehre nicht nur Studiengänge wie Wasserwirtschaft, Recycling und Entsorgungsmanagement sowie Ingenieurökologie, sondern auch die Lehrpläne an humanwissenschaftlichen Fachbereichen. Begleitet wird die klima- und nachhaltigkeitsbezogene Lehre mit angewandter Forschung. Ebenso relevant und wichtig ist der Teil der Praxis, der an der h2 in einem Bottom-Up Ansatz gelebt wird. Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist mit dem partizipativ entwickelten Papier „h2 aktiv für Nachhaltigkeit und Klimaschutz – Deklaration der h2 zu Klimazielen“, dem integrierten Klimaschutzkonzept 2022 und dem Klimabeirat im Hochschulwesen verankert. Der Beitrag illustriert den TRPN als Implementierungsrahmen für Klimaschutz am Beispiel der h2 anhand der Bestandsaufnahme für die Bereiche Lehre, Forschung und Praxis.
Petra Schneider, Lukas Folkens, Julia Zigann, Tino Fauk
Transformatives Lernen im Selbst- und Realexperiment: Wie das Format #climatechallenge neue Perspektiven auf Klimaschutz ermöglicht
Zusammenfassung
Transformatives Lernen (tL) ist im Zentrum der Debatte über die Hochschulbildung für eine Nachhaltige Entwicklung angelangt. Einen großen Beitrag dazu hat das vom WBGU 2011 veröffentlichte Hauptgutachten „Welt im Wandel“ geleistet. Das Lern- und Lehrformat #climatechallenge (#cc) ist u. a. vom tL inspiriert und will seinen Teilnehmenden durch Selbstexperimente die persönliche Erfahrung von Klimaschutzhandeln ermöglichen. #cc besteht aus zwei Selbstexperimenten: 1) die Reduktion des individuellen CO2-Fußabdrucks (Footprint-Challenge) und 2) das Kennenlernen und Erproben von kollektiven Handlungsoptionen für transformatives Engagement (Handprint-Challenge). Bisher wurde noch nicht systematisch untersucht, ob oder wie #climatechallenge die Teilnehmenden dabei unterstützt, transformative Lernprozesse zu durchlaufen und ihre Bedeutungsperspektiven auf ihre eigene Rolle im Klimaschutz zu verändern. Es wurden 35 Erfahrungsberichte in einer Qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet, die Studierende in einem Studium-Generale-Kurs der Hochschule Konstanz 2022 erstellt haben. Die Daten zeigen, dass die Teilnehmenden die zehn Phasen der transformativen Lerntheorie in einer #cc erleben. Dokumentiert sind bewusste Auseinandersetzungen mit Herausforderungen (Irritationen) zu Beginn der Selbstexperimente. Die Teilnehmenden beschreiben die Planung ihrer Verhaltensänderung, eignen sich selbstständig neues Wissen und Fähigkeiten an und gewinnen Selbstvertrauen in einer neuen Rolle, die sie überwiegend auch in Zukunft beibehalten wollen. Weniger ausführlich schrieben die Teilnehmenden über ihre Gefühle angesichts der Herausforderungen der notwendigen Veränderungen. Sie nahmen auch nur selten Bewertungen gesellschaftlicher Annahmen angesichts nicht-nachhaltiger Verhaltensweisen oder Strukturen vor. Auf Basis dieser Analyse werden die Gründe dafür diskutiert, warum die Teilnehmenden einzelne Phasen mehr oder weniger stark in den Erfahrungsberichten dokumentiert haben. Abschließend wird reflektiert, inwiefern diese Erkenntnisse Impulse für die Hochschulbildung geben können.
Markus Szaguhn
ERIC- Ein hochschulweites Lehrprojekt zur Förderung des nachhaltigen Denkens und Handelns i. S. nachhaltigen (zukünftigen) Unternehmertums von Studierenden aller Fakultäten der Hochschule Coburg
Zusammenfassung
Die globalen, gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft machen eine stärkere Verankerung von Lehr-Lern-Angeboten, die nachhaltiges Denken und Handeln im (späteren) beruflichen Umfeld, i. S. e. (zukünftigen) nachhaltigen Unternehmertums von Lernenden befördert, auch bereits in der Hochschullehre unumgänglich. Schließlich ist diese ein geeigneter Ort, um hierfür notwendige Kompetenzen effektiv zu entwickeln. Damit dies gelingt, braucht es sorgfältig geplante, innovative Lehr-Lern-Konzepte, mittels derer damit einhergehende Lern- und Kompetenzziele befördert werden können. Im Sinne einer nachhaltigkeitsorientierter Entrepreneurship Education wird im Rahmen des drittmittelgeförderten Verbundprojekts ERIC an der Hochschule Coburg ein Portfolio an Maßnahmen implementiert, durch das die Studierenden dabei unterstützt werden, (zukünftig) berufsbezogen nachhaltig zu denken und im besten Falle nachhaltige, innovative Projekte bzw. Gründungsaktivitäten anzustoßen und umzusetzen. Im vorliegenden Beitrag werden das Projekt ERIC und dessen Zielstellungen vorgestellt und die an der Hochschule Coburg implementierten Maßnahmen vor dem Hintergrund didaktisch-methodischer Referenzpunkte dargelegt. Es wird aufgezeigt, wie die eingesetzten Maßnahmen evaluiert werden, wie diese dadurch zukünftig optimiert werden sollen und wie durch die inter- und transdisziplinäre Beteiligung unterschiedlicher hochschulinterner und -externer Partner_innen eine nachhaltige Entwicklung der gesamten Organisation mit Wirkung in die Region gelingen soll.
Christian Schadt, Isabelle Reißer, Susanne Esslinger
Studieren(d) transformieren – Wie Studierende einen Unterschied machen
Zusammenfassung
Hochschulen und Universitäten haben die Verantwortung und das Potential, zu einer nachhaltigen Entwicklung und Transformation unserer Gesellschaft beizutragen. Studierende, als größte Statusgruppe an Hochschulen, spielen dabei eine wesentliche Rolle. Ihr Engagement kann sowohl innerhalb der Universitäten als auch darüber hinaus zu sozialen Kipppunkt-Dynamiken führen, die eine weitreichende Transformation anstoßen können. Solche Prozesse skizziert und reflektiert das folgende Kapitel anhand von drei exemplarischen Projekten der studentischen Initiative Nachhaltigkeitsbüro (NHB) an der Humboldt Universität zu Berlin (HU) Berlin, das in den letzten Jahren entscheidend dazu beitragen konnte, dass die HU innerhalb der fünf Handlungsbereiche Kommunikation, Betrieb, Lehre, Forschung und Governance wichtige Schritte in Richtung nachhaltige Universität machte. Dabei wird aufgezeigt, wie studentisches Engagement Bottom-up Hochschulen nachhaltig(er) gestalten kann: Im Bereich der Lehre bietet das NHB seit einigen Jahren Mensenlandschaft das Studium Oecologium – ein 10 Leistungspunkte umfassendes Lehrprogramm – an, das Studierenden aller Fachrichtungen und anderen Interessierten die Möglichkeit bietet, sich in vielfältiger und interdisziplinärer Weise mit dem Themenkomplex der Nachhaltigkeit zu befassen. Weiterhin wird im betrieblichen Handlungsbereich, durch das Bündnis der Mensarevolution, eine Umgestaltung hin zu einer ressourcenschonenden, emissionsarmen und gesundheitsbewussten Mensenlandschaft des Berliner Studierendenwerks im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung angestoßen. Im Bereich Governance wird schließlich durch die Arbeit des Nachhaltigkeitskompetenzzentrums der HU Berlin eine Klimaschutzstrategie für die Universität erarbeitet, die zum Ziel hat, Universität bis 2030 klimaneutral zu gestalten.
Hannah Prawitz, Julica Raudonat, Charlotte Schifer, Veronika Pinzger, Jennifer Kremer, Franz Schorr, Torben Rode, Anna Hinderer, Hanna Hoffmann-Richter , Pascal Kraft
Gestaltungskompetenz und Design Thinking im Kontext einer Bildung für nachhaltige Entwicklung
Zusammenfassung
Die Große Transformation hin zu nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweisen ist die zentrale Aufgabe des 21. Jahrhunderts (WGBU, 2011). Bildung für nachhaltige Entwicklung bezeichnet ein ganzheitliches Konzept, das den globalen Herausforderungen unserer vernetzten Welt begegnet. Ziel der Bildungsoffensive ist es, zu informieren und zu verantwortungsvollen Entscheidungen im Sinne ökologischer Integrität, ökonomischer Lebensfähigkeit und einer chancengerechten Gesellschaft zu befähigen (BNE-Portal, 2023). Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Aneignung von Gestaltungskompetenz, die zur Verwirklichung nachhaltiger Entwicklungsprozesse befähigt und einen Perspektivenwechsel von der Reaktion hin zur Aktion ermöglicht. Dieser Zukunftsbezug erfordert prospektive Strategien (de Haan, 2008). Hier zeigt sich ein wesentlicher Anknüpfungspunkt an die Innovationsmethodologie des Design Thinking, die als erfinderisches Denken in multidisziplinären Teams zur Entwicklung von kreativen Lösungsideen für komplexe Herausforderungen beschrieben werden kann. In unterschiedlichen Bildungsbereichen findet Design Thinking bereits verstärkt Beachtung (Lor, 2017). Obwohl sich vielfältige Chancen zur Unterstützung der Bildung für nachhaltige Entwicklung zeigen, ist Design Thinking hier kaum verbreitet (BNE-Portal, 2023). In diesem Beitrag werden wesentliche Aspekte des Design Thinking vorgestellt und beispielhaft Bezüge zur Unterstützung der Gewinnung von Gestaltungskompetenz im Kontext einer Bildung für nachhaltige Entwicklung im Hochschulbereich aufgezeigt. Anhand eines Beispiels aus der eigenen Hochschullehre am Institut für Bildungsmanagement der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg wird anschließend die praktische Umsetzung veranschaulicht.
Iris Schmidberger, Ulrich Müller
Nachhaltigkeit durch Pluralität der Wissensressourcen: Prämissen und Praktiken Transdisziplinären Lernens
Zusammenfassung
Transdisziplinäres Lernen stellt sich in Antwort auf die Megatrends der Gegenwart und ihre inhärenten Krisen als ein Schlüssel zur Gestaltung nachhaltiger Entwicklung dar. Als ein auf Pluralität gegründetes didaktisches Geschehen, das integrative Forschungs- und Lernallianzen an der Schnittstelle von Hochschule und Gesellschaft ermöglicht, realisiert sich Transdisziplinarität an zahlreichen kreativen Orten und in Formaten: Makerspaces, Fablabs, Citizen-Science-Methoden sind nur Ausschnitte aus einem breiten Panorama, das kreativ zu erschließen und zu fördern eine zentrale Aufgabe akademischer Bildung ist. Zentrale Voraussetzungen einer solchen Innovation ist die Bejahung von Partizipation, Unsicherheit, Fehler- und Feedbackkultur. Über die Gestaltung ihrer Curricula, interne Weiterbildung, Veränderungsmanagement und gezielte Neujustierung der Anerkennungskultur und Anreizsetzung können Hochschulen dazu beitragen, das Leitbild nachhaltiger Entwicklung in den Lernbiographien Studierender zu stärken.
Thorsten Philipp
Zehn evidenzbasierte Kernprinzipien der Klimakommunikation – und wie Hochschulen diese anwenden können
Zusammenfassung
Um im Angesicht der Klimakrise eine lebenswerte Zukunft zu sichern, brauchen wir einen grundlegenden und raschen gesellschaftlichen Wandel. Wirksame Klimakommunikation kann eine wichtige Rolle spielen, um das für diesen Wandel erforderliche gesamtgesellschaftliche Engagement zu fördern. Dieser Text fasst wissenschaftliche Erkenntnisse zu wirksamer Klimakommunikation in zehn Kernprinzipien zusammen – und macht sie so zugänglich für Hochschulen. Darauf aufbauend werden einige Überlegungen angestellt, wie Hochschulen die Prinzipien der Klimakommunikation nutzen könnten, um wirksameren Klimaschutz zu betreiben. Für den Bereich Lehre ist das z. B.: Achten auf Konsistenz zwischen vermittelter Information und Verhalten des Dozenten bzw. der Dozentin, Integration lokaler Geschichten und Vermittlung grundlegender Kompetenzen zur effektiven Klimakommunikation. Für den Bereich Forschung ist ein Beispiel die Beforschung von Lehre, die versucht Studierende für Engagement zu gewinnen. Für den Bereich Transfer könnte z. B. ein Angebot von Schulungen zur Klimakommunikation für lokale Akteure interessant sein. Für das Campusmanagement scheint die Entwicklung einer geeigneten Infrastruktur zentral, die innerhalb der Institution Engagement für Klimaschutz fördert. Zu letzterem wird die Projektidee eines University Storytelling Exchange skizziert, der das Klimaschutz-Handeln von Hochschulmitgliedern sichtbar machen kann im Sinne eines „so sieht der Wandel aus“.
Maike Sippel
Hochschullehrkräfte und nachhaltige Entwicklung: eine Bewertung der Kompetenzen
Zusammenfassung
Das Unterrichten von Themen im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung erfordert von den Lehrenden nicht nur eine persönliche Motivation, sondern auch eine Reihe von Fähigkeiten und Kompetenzen. In diesem Beitrag wird über eine länderübergreifende Studie berichtet, deren Ziel es war, die gewünschten Fähigkeiten und Kompetenzen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung unter den Lehrkräften einer Reihe von Hochschuleinrichtungen zu ermitteln und festzustellen, ob sie glauben, dass sie über diese Fähigkeiten verfügen. Auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse werden in dem Papier die Lücken aufgezeigt und einige der Bedürfnisse skizziert, die angegangen werden sollten, damit der Kompetenzaufbau dazu beitragen kann, den bildungspolitischen und gesellschaftlichen Wandel hin zur Nachhaltigkeit zu fördern. Dieses Buchkapitel beruht auf einer von einem internationalen Team durchgeführten Untersuchung. Die Ergebnisse wurden in einer Reihe von Fachzeitschriften auf Englisch und in verschiedenen Sprachen veröffentlicht.
Walter Leal Filho, Amanda Lange Salvia, Arminda Paco, Barbara Gomes Fritzen, Fernanda Frankenberger, Luana Damke, Luciana Brandli, Lucas Veigas Ávila, Mark Mifsud, Markus Will, Paul Pace, Ulisses Azeiteiro, Vanessa Levesque, Violeta Lovren
Prosuming und Nachhaltigkeit
Partizipative Wertschöpfung zur Förderung von Gestaltungskompetenz im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung
Zusammenfassung
Die Forderung nach einem nachhaltigeren Lebensstil ist allgegenwertig und zielt darauf ab, eine lebenswerte Zukunft für nachfolgende Generationen zu sichern. Damit dies gelingt, wurde die Bildung für nachhaltige Entwicklung zum Ziel sowohl nationaler, als auch internationaler Bemühungen erklärt. Im Rahmen hierfür entwickelter Programme werden Bürger_innen durch den Erwerb von Gestaltungskompetenzen befähigt, ihr Leben nachhaltiger zu gestalten. Die nachhaltige Entwicklung verlangt dabei die Einbeziehung der Bürger_innen in die dafür notwendigen gesellschaftlichen Veränderungsprozesse. Eine solche stärkere Beteiligung und Einbeziehung der Verbraucher_innen findet sich auch vermehrt im Bereich des Konsums – häufig bezeichnet als Prosuming. In diesem Beitrag wird diskutiert, inwieweit Prosuming die Ausbildung von Gestaltungskompetenzen unterstützen kann, um damit einen Beitrag zur Bildung nachhaltiger Entwicklung zu leisten.
Lisa Stoltenberg, Pascal Krenz
Ressourcenkompetenz entwickeln – Ressourcenschonung und Rohstoffnutzung in globalen Wertschöpfungsketten in den Studiengängen Wirtschaftsingenieurwesen und Design stärken
Zusammenfassung
Die effiziente und schonende Nutzung natürlicher Ressourcen ist nicht nur im Hinblick auf deren Endlichkeit wichtig, sie spielt auch mit Blick auf den Klimaschutz eine entscheidende Rolle. Nach Schätzungen des International Resource Panels der Vereinten Nationen gehen etwa die Hälfte der globalen Treibhausgasemissionen direkt oder indirekt auf Ressourcengewinnung und -verarbeitung zurück (IRP, 2019). Ohne entsprechende Maßnahmen zur Ressourcenschonung werden die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht eingehalten (UN, 2015). Eine wichtige Stellschraube für einen zukunftsfähigen Umgang mit natürlichen Rohstoffen über Wertschöpfungsketten hinweg stellt die Förderung der Ressourcenkompetenz bei Studierenden in Hochschulen dar.
Das Projekt RessKoRo – „Ressourcenkompetenz für die Rohstoffnutzung in globalen Wertschöpfungsketten“ (2019–2023) setzt hier an und hat zum Ziel, Lehrende und Studierende für eine nachhaltige Ressourcennutzung in globalen Wertschöpfungsketten zu sensibilisieren und die Ressourcenkompetenz zu stärken. Exemplarisch werden die Studiengänge Wirtschaftsingenieurwesen und Design aufgrund ihrer direkten Bezüge zu Rohstoffen und Materialien im Studium und späteren Berufsfeld untersucht. Im ersten Schritt wurden über Dokumentenanalysen der Status Quo der Ressourcenbildung ermittelt. Im zweiten Schritt wurden über Interviews und Fokusgruppen Handlungsbedarfe und -optionen herausgearbeitet und diskutiert. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse werden im Anschluss geeignete Lehr-Lern-Arrangements der untersuchten Studiengänge gesammelt. Ziel des Projektes ist eine Handreichung für zentrale Akteure der Hochschulen, die zur Etablierung von mehr Ressourcenschutz und damit zugleich Klimaschutz auch über die Hochschulen hinaus dienen soll.
In diesem Papier werden die zentralen Ergebnisse aus der Bestandsaufnahme von Studiengängen des Wirtschaftsingenieurwesens und Designs in Deutschland vorgestellt. Abschließend wird ein Ausblick der Bestandsaufnahme von Ressourcenthemen in den ausgewählten Studiengängen gegeben.
Stefanie Hillesheim, Holger Rohn, Martina Schmitt, Carolin Baedeker
Österreichische Universitäten übernehmen Verantwortung: Das Projekt UniNEtZ (Universitäten und Nachhaltige Entwicklungsziele) Autor_innen
Zusammenfassung
Im Projekt „UniNEtZ – Universitäten und Nachhaltige Entwicklungsziele“ übernehmen die inzwischen insgesamt 22 universitären wie außeruniversitären Partnerinstitutionen in Österreich gesellschaftliche Verantwortung, indem sie gemeinsam einen Beitrag zu einer sozial-ökologischen Transformation leisten. Als Rahmensetzung dienen die im Jahr 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). In der ersten Projektphase (2019–2021) ist das universitätsübergreifende und interdisziplinäre UniNEtZ-Team der Frage nachgegangen, wie die SDGs konkret in Österreich umgesetzt werden können. Die Ergebnisse sind im „UniNEtZ-Optionenbericht: Universitäten und Nachhaltige Entwicklungsziele – Österreichs Handlungsoptionen zur Umsetzung der UN-Agenda 2030 für eine lebenswerte Zukunft“ zusammengestellt. Mittlerweile ist nicht nur das Netzwerk der Partnerinstitutionen gewachsen, sondern auch die thematische Ausrichtung des Projekts. So zielt die zweite Projektphase UniNEtZ II (2022–2024) darauf ab, konkrete Beiträge zur Transformation der Gesellschaft in Österreich zu leisten. Als wesentliche, glaubhafte Voraussetzung dafür, dass Hochschulen wirklich transformativ werden können, wird die Bereitschaft erachtet, dass Hochschulen sich selbst einem Transformationsprozess unterziehen. Die entsprechenden Forderungen wurden in einer Grundsatzerklärung zur Transformation von Hochschulen niedergeschrieben. Zur konkreten Umsetzung der Transformationsaktivitäten wurden zusätzlich zu den 17 SDG-Gruppen fünf Schwerpunktbereiche gebildet. Vom transdisziplinären Dialog mit verschiedenen Akteursgruppen über die wissenschaftliche Begleitung der Umsetzung der Optionen und anderer Nachhaltigkeitsaktivitäten, die Gestaltung einer nachhaltigen Forschungslandschaft bis hin zur Schaffung interuniversitärer, transformativer Studienangebote sowie Überlegungen und Aktivitäten zur Transformation von Universitäten selbst wird ein breites Themenspektrum behandelt. Der Beitrag gibt einerseits einen allgemeinen Überblick über das Projekt und geht andererseits auf aktuelle Aktivitäten ein. Insbesondere soll auch eine Einschätzung der Auswirkungen des Projektes auf die beteiligten Institutionen bzw. Forschenden versucht werden. Hierzu zählt u. a. die kürzlich erfolgte Ausarbeitung der UniNEtZ-Grundsatzerklärung zur „Transformation von Hochschulen zu Wegbereiterinnen gesellschaftlicher Nachhaltigkeit“, die im Sinne eines „Kompass“ für die zweite Projektphase richtungsweisend sein soll.
Johann Stötter, Helga Kromp-Kolb, Franziska Allerberger, Franz Fehr, Hannah Geuder, Ingomar Glatz, Bernhard Kernegger, Annemarie Schneeberger, Jens Weise
Interdisziplinäre Kompetenzen in der Hochschulbildung für eine nachhaltige Entwicklung
Zusammenfassung
Interdisziplinäres Lernen hat das Potenzial, Studierenden ein ganzheitliches Verständnis in den Nachhaltigkeitswissenschaften zu vermitteln, ihre Kompetenzen für die interdisziplinäre Teamarbeit zu steigern und sie zu befähigen, komplexe Probleme im Themenfeld der Nachhaltigkeit zu lösen. Deshalb ist ein zentrales Ziel der Hochschulbildung für eine nachhaltige Entwicklung (HBNE) die Förderung von interdisziplinären Kompetenzen. Durch die unterschiedlichen Lehr-Lern-Gegenstände, Lehrkulturen oder Prüfungskulturen der Einzelwissenschaften fällt es Lehrenden allerdings schwer interdisziplinäre Lehrformate in der HBNE zu planen und umzusetzen. In dem Beitrag wird das integrierte Modell zum interdisziplinären Lehren und Lernen erläutert und im Kontext der HBNE angewandt. Im Modell wird als interdisziplinäres Lernziel die Weiterentwicklung der interdisziplinären Kompetenz (Verständnis disziplinärer Perspektiven, Fähigkeiten der fachübergreifenden Integration der Inhalte und die Reflexion) definiert. Dazu im Einklang stehen interdisziplinäre Prüfungsmethoden, die die Tiefe des Wissens in den Einzeldisziplinen, den Mehrwert durch Integration und die kritische Reflexion der Studierenden im Themenfeld der Nachhaltigkeit überprüfen. Als zielführende interdisziplinäre Lehr-Lern-Methoden werden Methoden zum Kennenlernen und Verstehen der Einzeldisziplinen, zum Zusammenarbeiten und zum Reflektieren abgeleitet. Auf Basis des theoretischen Modells werden Handlungsempfehlungen abgeleitet, sodass Lehrende interdisziplinäre Lehrprojekte in der HBNE theoretisch fundiert, einfach planen und implementieren können.
Mirjam Braßler
Einführung in die nachhaltige Entwicklung (ENE) – ein inter- und transdisziplinäres Pflichtmodul
Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird die studiengangsübergreifende Lehrveranstaltung „Einführung in die nachhaltige Entwicklung“ (ENE) vorgestellt. Das innovative Format besteht seit dem Wintersemester 2020/21 und zeichnet sich durch einen starken inter- und transdisziplinären Ansatz aus. Hochschulbildung einer nachhaltigen Entwicklung (HBNE) in den Curricula aller Studiengänge zu implementieren, gilt bei der Konzeption und Weiterentwicklung stets als Ziel. Die Entwicklung des Moduls und die bisher gesammelten Erfahrungen aus der Praxis werden von den Autor_innen in diesem Beitrag resümiert und in aktuelle Diskussionen der Lehr-Lern-Praxis an Hochschulen eingeordnet. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der inter- und transdisziplinären Ausrichtung des Formats sowie der Umsetzung transformativer Lehre. Anhand der Charakteristika von HBNE zeigen die Autor_innen abschließend auf, wie beispielhaft Module im Sinne einer nachhaltigkeitsorientierten Lehre umgesetzt werden können. Zur Entwicklung und Umsetzung von HBNE gehört auch die Diskussion entsprechender Prüfungsformate. Hier wagen die Autorinnen neue Ansätze unter Einbeziehung der Studierenden.
Heike Walk, Josefa Scalisi, Corinna Pleuser
Vorgehensmodell zur Beurteilung von BNE-Aktivitäten am Beispiel der Technischen Universität Chemnitz
Zusammenfassung
Um unser aller Zukunft nachhaltiger zu gestalten und eine Grundlage für fundierte und zukunftsweisende Entscheidungen zu schaffen, müssen Art (Wie?), Inhalt (Was?) und Ort (Wo?) des Lernens zukunftsfähig ausgestaltet werden. Die Technische Universität Chemnitz (TUC) bringt im Rahmen ihrer Hochschullehre mit verschiedenartigen, transdisziplinären und zahlreichen Projekten und Lehrangeboten die Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE) zielsicher und wissenschaftlich fundiert voran. Dieser Artikel reflektiert sowohl Ausschnitte des internen (Studierende und Lehrende/Forschende) als auch externen (mit außeruniversitären Akteuren) Erfahrungs- und Informationsaustausch der TUC im BNE-Bereich. Ziel des vorliegenden Artikels sind die Analyse und Systematisierung ausgewählter Forschungs- und Lehraktivitäten an der TUC zur Unterstützung, Sensibilisierung und Zielerreichung von BNE. Dazu werden Lehrmodule und Projekte aufgezeigt, geclustert und anhand eines eigens erstellten, generischen Vorgehens- und Bewertungsmodells mittels verschiedener BNE-Kriterien gegenübergestellt.
Constanze Pfaff, Martin Ulber, Marlen Gabriele Arnold
Kompetenz- und lernergebnisorientierte Minor-Studienprogramme in Nachhaltiger Entwicklung an der Universität Bern: Erkenntnisse aus der Evaluation der Studienprogramme
Zusammenfassung
Die Universität Bern bietet seit 2013 resp. 2015 Minor-Studienprogramme in Nachhaltiger Entwicklung auf Bachelor- und auf Masterstufe an. Diese sind kompetenz- und lernergebnisorientiert entwickelt worden, auf der Grundlage des damaligen Standes der Diskussionen um Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE), Kompetenzenzförderung, Lernergebnisorientierung, inter- und transdisziplinäres Arbeiten und die gesamtgesellschaftliche Transformation Richtung Nachhaltigkeit. Bis Ende 2021 schlossen insgesamt 457 Studierende eines der Studienprogramme erfolgreich ab. Von 2019 bis 2021 wurde eine umfangreiche Evaluation der Studienprogramme durchgeführt. Diese beinhaltete schriftliche Befragungen der Studierenden, der Studienabgänger_innen, von Praktikumsbetreuenden in Betrieben sowie Workshops mit den beteiligten Dozierenden, einen Studierenden-Workshop und die Einholung von zwei Fachgutachten von international führenden BNE-Forschenden. Der vorliegende Beitrag liefert wichtige Erkenntnisse, welche für die (Weiter-) Entwicklung von nachhaltigkeitsorientierten Studienprogrammen von Relevanz sind: Die Ergebnisse bestätigen in großen Teilen die Sicht der Expert_innen indem nachhaltigkeitsorientierte Studienprogramme auf eine umfassende Befähigung zur verantwortungsvollen und selbstmotivierten Teilhabe an der Bewältigung der Herausforderungen Nachhaltiger Entwicklung ausgelegt sein sollen. Dafür sind aus Sicht der Befragten die Förderung von Kompetenzen in allen vier Kompetenzkategorien (Personale, soziale und kommunikative, Handlungs- sowie Fach- und Methodenkompetenzen) in den Studienprogrammen wie auch für das Berufsfeld wichtig. Studierende und Absolvent_innen befürworten dabei eine Vielfalt von verschiedenen Lehr- und Lernformaten, schätzen jedoch insbesondere diese mit inter- und transdisziplinärem Charakter als besonders unterstützend für den Kompetenzerwerb ein. Für die Umsetzung der Lehre in solchen Programmen ist ein Dozierenden-Team, welches eine lernendenzentrierte Rolle einnimmt und ein gemeinsames Verständnis von Kompetenzaufbau, Ausbildungselementen und Lehr- und Lernformaten über die Studienprogramme hinweg hat, zentral.
Anna Lena Lewis, Thomas Hammer
EWIG Erfahrungswissen teilen – intergenerativ lernen: Chancen nachhaltigen Handelns für eine gesellschaftliche Transformation im Hochschulsetting
Zusammenfassung
Unsere Gesellschaft steht vor umfassenden Herausforderungen für die Zukunft. Dies gilt für regionale Räume ebenso wie für Gesamtdeutschland, Europa und die Welt. Den Planeten zu bewahren und nachhaltig zu schützen ist zum Postulat der Stunde – ja, der Sekunde – geworden und erfordert das Engagement aller Individuen. Die siebzehn globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (United Nations – UN) sind heute die normative Richtschnur für unser tägliches Handeln. Sie zu erreichen, ist Aufgabe aller. Insbesondere auch Bildungseinrichtungen haben hier die Aufgabe, die Generationen von Morgen zu einem verantwortungsbewussten und nachhaltigen Denken und Handeln zu motivieren. In dem Beitrag wird im Hochschulsetting ein Pilotprojekt zur Umsetzung gebracht, das Senior:innen in ihrer nachberuflichen Phase integriert und zu sichtbaren und akzeptierten „Seniorexpert:innen“ entwickelt. Sie begleiten intergenerativ Studierende (und Dozent:innen sowie Projekte) mit ihrem Erfahrungswissen in verschiedenen Phasen während des Studiums und unterstützen sie auf dem Weg zu reflektierten,entscheidungsfähigen und verantwortungsbewussten Akteur:innen für die Gestaltung einer gemeinsamen nachhaltigen Zukunft im Sinne der Nachhaltigkeitsziele. Ebenso erfahren die Seniorexpert:innen selbst Wertschätzung, soziale Integration und Sinnstiftung, was letztlich auch ihre Lebensqualität steigert und ebenso den UN-Zielen Rechnung trägt.
Susanne Esslinger, Christian Schadt, Isabelle Reißer
Projektvorhaben: Nudging als Instrument zur Erhöhung von BNE-Kompetenzen bei Fernstudierenden im Rahmen des Projektvorhabens Versand Digital
Zusammenfassung
Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung gewinnen immer stärker an gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, ökologischer und kultureller Relevanz, dabei wird der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) eine Schlüsselrolle zugeschrieben. Diese findet verstärkt Einzug in die Erwachsenenbildung. Gerade Fernstudierende sind durch das meist berufsbegleitende Studium prädestiniert, die erlernten BNE-Kompetenzen unmittelbar in die Praxis umzusetzen und anzuwenden. Diese Kompetenzen stehen für die Fähigkeit, durch welche Individuen dauerhaft nachhaltig denken und handeln (Wiek et al., 2015). Ein Instrument zur Stärkung dieser Kompetenzen stellt Nudging dar. Hierbei handelt es sich um ein Kommunikationsinstrument, das bereits im Bereich des nachhaltigen Lebensmittelkonsums und der nachhaltigen Mobilität erfolgreich eingesetzt wird (Lehner et al., 2016). Die Methode von Thaler und Sunstein (2008) beschreibt, wie im Sinne des liberalen Paternalismus Menschen dazu bewegt werden können, die richtigen Entscheidungen zu treffen und ihr Verhalten zu ändern, z. B. umweltbewusster zu handeln. Das vorliegende Forschungskonzept forciert nachhaltiges Verhalten von Fernstudierenden. Diese sollen durch Nudges motiviert werden, auf die Verwendung von Print-Studienunterlagen zu verzichten und somit zum Gemeinwohl und einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Hierzu wird in einer digitalen Lernumgebung ein experimentelles 2×2-Design aufgesetzt, welches die Wirkung der Nudges Default und Social Norm auf die Entscheidungsmöglichkeit zur Nutzung von digitalen oder papierbasierten Studienunterlagen untersucht.
Vera Lenz-Kesekamp, Lamia Arslan
Ein Transformationsökosystem für Change Agents: die Bedeutung transformativer Praxisgemeinschaften für die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen für nachhaltige Entwicklung
Zusammenfassung
Um Change Agents für eine Nachhaltigkeitstransformation auszubilden, benötigt es transformative Lernsettings, die auf die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen ausgerichtet sind. Dieser Beitrag arbeitet die Bedeutung von Gemeinschaften transformativer Lernpraxis für die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen für eine Nachhaltige Entwicklung heraus. Anhand des an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung angebotenen Weiterbildungsstudiengangs „Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement“ wird gezeigt, wie sich Praxisgemeinschaften transformativen Lernens bilden und einen sozialen Kontext bilden, in denen im Austausch mit anderen Schlüsselkompetenzen erworben, erweitert und gestärkt werden. Zuletzt wird der Begriff des Transformationsökosystems eingeführt, um ein über den einzelnen Weiterbildungsstudiengang hinausgehendes Milieu zu beschreiben, das das Potenzial hat, Nachhaltigkeit gesellschaftlich zu verankern, die darin agierenden institutionellen Akteure zu transformieren und Change Agents über ihre Zeit als Studierende hinaus zu stärken.
Anke Strauß
Planetary Health: Einsatz von Strukturmodellen im Kontext der Vermittlung von Transformationskompetenzen im Public Health Studium – Ein Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung
Zusammenfassung
Der Logik des Strategiekonzepts Health in All Policies folgend werden im Kontext von Planetary Health intersektorale Kooperationen sowie die gleichberechtigte Einbeziehung von öffentlichen und privaten Akteuren als wichtige Voraussetzungen für eine klimaresiliente und gesundheitsfördernde Stadt- und Regionalentwicklung betrachtet. Somit steigt der Druck auf Hochschulen, Studierende auf den Einsatz von Kooperationsformaten wie Multi-Akteurs-Netzwerke (MAN) und auf weitere praxisorientierte Ansätze zur Überwindung bestehender Zielkonflikte und Dilemmata zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeitszielen vorzubereiten. Während hochschuldidaktische Formate wie das projektorientierte Lernen oder das forschende Lernen im Kontext der Bildung für Planetary Health zunehmend thematisiert werden, wird in der Diskussion die konkrete Anwendung klassischer und aktueller Strukturmodelle (z. B. DPSEEA-Modell der WHO) und sowie von Instrumenten der Zukunftsforschung wie die Cross-Impact-Analyse für den Umgang mit „wicked problems“ selten angesprochen. Der Beitrag befasst sich zunächst mit der Frage, inwiefern das Konzept Planetary Health einen Paradigmenwechsel für die Didaktik im Studienfach Public Health darstellen kann. Im Anschluss daran werden Konzepte für eine schrittweise Einführung zum Umgang mit komplexen Problemen bei der Planung und Gestaltung einer integrierten kommunalen Gesundheitsstrategie im Kontext des Planetary Health diskutiert und mithilfe der Ergebnisse einer Analyse von Handbüchern und Forschungsberichten oder Fallstudien ergänzt.
Magdalène Lévy-Tödter
CO2-Fußabdruck von „klassischen“ und „neuen“ bildungstechnologischen Formaten in Hochschulen am Beispiel der Technischen Hochschule Mittelhessen
Zusammenfassung
Der Einsatz von neuen bildungstechnologischen Formaten gewinnt in den letzten Jahren nicht nur durch die Corona-Pandemie an Bedeutung in Hochschulen. Klassische Präsenzlehre wird durch neue Online- und Hybridlehre substituiert. Der damit verbundene Transformationsprozess bedeutet einen veränderten Verbrauch an natürlichen Ressourcen und damit einhergehend ökologische Auswirkungen. Der vorliegende Artikel zeigt die Ergebnisse einer explorativen Studie zu den Umweltauswirkungen von bildungstechnologischen Formaten am Beispiel der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) auf. Hierzu wurde zum einen eine konzeptionelle Vorgehensweise zur Analyse und Bewertung entwickelt, zum anderen diese durch eine vergleichende Ökobilanz mit Fokus auf den CO2-Fußabdruck anhand des Fallbeispiels der THM erprobt und validiert. Im Fokus steht dabei die Analyse von „neuen“ bildungstechnologischen Formaten der Online- und Hybridlehre im Vergleich zu dem klassischen bildungstechnologischen Format der Präsenzlehre als Vorlesung. Die Ergebnisse zeigen, dass die CO2-Fußabdrücke maßgeblich durch das mit den bildungstechnologischen Formaten verbundene Mobilitätsverhalten beeinflusst werden. Ebenso haben der Einsatz und die Vielfalt von IKT-Geräten einen relevanten Einfluss. Die Ergebnisse für den betrachteten Fall zeigen, dass der CO2-Fußabdruck für eine Stunde Kompetenzerwerb von Präsenzlehre als Vorlesung das 12,5-fache, der von Hybridlehre als Vorlesung das 5,6-fache im Vergleich zur Onlinelehre als Vorlesung mit 1,94 kg CO2e beträgt.
Julia Schomburg, Holger Rohn, Sebastian Vogt
Metadaten
Titel
Lernziele und Kompetenzen im Bereich Nachhaltigkeit
herausgegeben von
Walter Leal Filho
Copyright-Jahr
2024
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-67740-7
Print ISBN
978-3-662-67739-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-67740-7